Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wie es sein kann, dass Papierbögen in den Drucker und in Briefumschläge passen? Oder dass Schrauben und Muttern zusammenpassen? Oder dass alle Ziegel beim Hausbau gleich groß sind?
Ja, richtig! Es liegt daran, dass sie genormt sind. Genormt werden die unterschiedlichsten Dinge: Rasenmäher, Zahnbürsten, Waschmaschinen, Autos, Sportartikel, Lebensmittel, Baumaterialien und vieles mehr.
Am 14. Oktober ist Weltnormentag. An diesem Tag wird der Gründung der Internationalen Organisation für Normung (ISO – International Organization for Standardization) gedacht. Das Motto des Weltnormentages für 2018 lautet: Internationale Standards und die vierte industrielle Revolution.
Normen und der Weltnormentag
Wer sich mit dem Prozess der Normenentwicklung auskennt, weiß, dazu gehört viel Detailwissen, viel Erfahrung, Beharrlichkeit und vor allem Frustresistenz. Normen sind schon im nationalen Bereich nicht einfach, im internationalen Kontext hat man es mit Menschen unterschiedlicher Länder und Sprachregionen zu tun. Hier prallen vielfältige Interessen und Gewohnheiten aufeinander, die alle berücksichtigt werden wollen.
Wozu braucht man Normen?
Normen sind volkswirtschaftlich nützlich. Überall, wo Menschen zusammenarbeiten, macht es Sinn, dass Produkte einheitliche Maße und Schnittstellen haben und zusammenpassen. Normen formulieren Maße und Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren. Sie schaffen Klarheit und legen Standards fest. Sie machen Produkte kompatibel und geben gleichzeitig Orientierung in Sachen Produktsicherheit, Haltbarkeit, Verträglichkeit, Gebrauchstauglichkeit und Rechtssicherheit.
Normen verhindern auch, dass wir uns an Geräten verletzen und sie sorgen dafür, dass Bauteile zusammenpassen. National und international. Normen sind gewissermaßen die Sprache des Welthandels. Die Anwendung von Normen und Standards erleichtert den Marktzugang für Produkte und Dienstleistungen.
Natürlich gibt es auch Normen, bei denen man sich fragt, wer bloß auf diese Idee gekommen ist. So zum Beispiel die Krümmung von Gurken, der Wuchs von Bäumen, die elektrische Leitfähigkeit von Honig und ähnliche Kuriositäten.
Der Weltnormentag und die vierte industrielle Revolution
Wie ist das nun mit dem diesjährigen Motto der ISO für den Weltnormentag: Internationale Standards und die vierte industrielle Revolution? Was meint die Internationale Organisation für Normung (ISO) damit?
Die vierte industrielle Revolution ist gerade in vollem Gang. Die rasante Entwicklung fordert uns heraus. Die Digitalisierung, Roboter und künstliche Intelligenz übernehmen immer mehr Aufgaben. Der 3D-Druck verändert die Produktion. Wir haben Big Data, zunehmende Datenströme, immer stärkere Vernetzung, Cloud-Speicher und offene Kommunikation von Geräten.
Was wäre, wenn in dieser revolutionären Phase jeder nach Gusto sein eigenes Ding machte und eigene Werte und Maße festlegen würde. Zum Beispiel im 3D-Druck oder bei der Programmierung von Geräten und Robotern. Dann wird die Zusammenarbeit schwierig. Ohne Normen wird es nicht gehen. Unterschiedlichste Geräte, Programme und Systeme können nur dann zusammenarbeiten, wenn sie kompatibel sind und genormte Schnittstellen haben, wenn sie ihre Daten geordnet übergeben. Nur so können neue Technologien nahtlos übernommen werden – auch über politische und sprachliche Grenzen hinweg. Hier helfen internationale Standards, wie z.B. die von IEC, ISO und ITU.
Mit den enormen Datensammlungen und der offenen Kommunikation sind wir auch sehr verletzlich. ISO ist überzeugt, dass internationale Standards ein wirkungsvoller Weg seien, um Sicherheit zu gewährleisten und Risiken zu minimieren. Sicherheitsstandards könnten unsere Daten schützen und Hacker abschrecken. Und Roboter können dank normierter Schnittstellen und dank Sicherheitsstandards einfacher mit Menschen interagieren.
So wie es aussieht, wird die Normenarbeit nicht einfacher. Vor allem wird sie mit der technologischen Entwicklung Schritt halten müssen!