Anfang Oktober fand in München die EXPO REAL statt. Die EXPO REAL ist eine Immobilienmesse mit mehreren begleitenden Konferenzprogrammen.
Der Immobilienbereich muss sich derzeit mehreren Fragen stellen: Wie lange hält die Baukonjunktur noch an? Wie sehr betreffen die internationalen Konflikte den Baubereich? Wie hoch steigen die Grundstücks- und Immobilienpreise? Wo lohnt es sich zu investieren? Welche smarten Technologien im Bau- und Wohnbereich sind heute machbar, welche sind sinnvoll und gefragt? Wie lassen sich Prozesse vereinfachen? Welche Technologien machen Bauen und Wohnen erschwinglicher? Wie lässt sich der CO2-Fußabdruck minimieren? Wo ist Wohnen noch bezahlbar? Während Investoren schauen, wo sich bauen lohnt, fragen sich Mieter, ob sie sich eine Wohnung in einer Großstadt noch leisten können. Viele dieser Gedanken wurden auf der Messe und den Begleitkonferenzen diskutiert.
Abschwung oder Erfolgsjahr 2019?
Immer wieder wurde dieses Jahr von einem möglichen Abschwung gesprochen. Tatsächlich erwartet die internationale Immobilienwirtschaft für 2019 ein weiteres Erfolgsjahr. Ein Wachstumsmotor der Messe waren Technologie-Unternehmen, ein zentrales Thema war bezahlbares Wohnen.
„2.190 Aussteller aus 45 Ländern, mehr als 46.000 Teilnehmer aus 76 Ländern, eine weitere Halle eröffnet: Die EXPO REAL war 2019 größer und internationaler denn je“, berichtet Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. „Die starke Beteiligung spiegelt eine positive Erwartung der Immobilienwirtschaft für dieses Jahr wider.“ Zugleich beschäftigt sich die Branche intensiv mit Innovationen. Die Immobilienwirtschaft will Prozesse vereinfachen und neue Marktlösungen präsentieren.
Digitalisierung nimmt an Fahrt auf
Digitalisierung spielte eine große Rolle auf der Immobilienmesse. Digitalisierungsstrategien sind in den Unternehmen ein bedeutsames und budgetrelevantes Thema. Christian Schulz-Wulkow, Leiter Real Estate, Hospitality & Construction bei EY stellte auf der EXPO REAL eine entsprechende Studie vor. Er meint aber auch: „Wir brauchen noch mehr Mut zur Digitalisierung. Das Gebot der Stunde lautet Standardisierung der Daten, Kollaboration und Datenaustausch, damit die intelligente Auswertung von Daten gewinnbringend angewandt werden kann.“
Digitale Transformation war auch das Thema in der Halle NOVA3: Hier präsentierten sich mehr als 60 Start-ups und viele weitere junge Technologie-Unternehmen mit Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Wirtschaftliche Perspektiven
Die weitere Entwicklung des Immobilienmarktes wurde auf der EXPO REAL in vielfältigen Foren und auf den Messeständen intensiv diskutiert. Keine Angst vor dem Abschwung hat Prof. Dr. Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft: „Wir sind in einer Rezession, aber es ist keine, vor der wir uns sehr fürchten müssen.“ Die Immobilienwirtschaft sei eine der wenigen Branchen, die von Unsicherheit profitiert. „Die Menschen kaufen in solch einer Phase Immobilien, da ist die Unsicherheit aus dem Weißen Haus oder aus London eher hilfreich; natürlich darf man das nicht übertreiben.“
Der Brexit scheint die Immobilienwirtschaft offensichtlich nicht sehr zu verunsichern. „Substanziell werden die Folgen vor allem für Großbritannien sein“, so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. London bleibe auch in der Zukunft ein internationaler Hub, „wenngleich es sich seinen Ruf nach dem Brexit teilweise neu verdienen muss“.
Bezahlbares Wohnen
Sehr präsent war auf der EXPO REAL die Thematik `Bezahlbares Wohnen´. In vielen Foren wurde das Miteinander von Politik und Wirtschaft sowie Maßnahmen von Mietpreisdeckel bis Verdichtung der Städte teilweise sehr leidenschaftlich diskutiert. „Die Immobilienwirtschaft erwartet jetzt von der Politik keine weiteren Änderungen im Mietrecht. Die Investoren brauchen Planungssicherheit und nicht alle vier Wochen weitere Verschärfungen“, erklärt dazu Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverbands IVD.
Die EXPO REAL 2019 in Zahlen:
46.747 Teilnehmer aus 76 Ländern (im Vergleich 2018: 45.058 / 73) kamen zur EXPO REAL 2019 nach München, ein Plus von 3,8 Prozent. Die Gesamtteilnehmerzahl unterteilte sich in 22.065 Fachbesucher (2018: 22.029) und 24.682 Unternehmensrepräsentanten (2018: 23.029). Die Top Ten-Besucherländer waren nach Deutschland: Großbritannien und Nordirland, die Niederlande, Österreich, Polen, die Schweiz, Frankreich, die Tschechische Republik, Luxemburg, die USA und Spanien.
Die 2.190 Aussteller (plus 4,5 Prozent gegenüber 2.095 in 2018) kamen aus 45 Ländern. Die Top Ten-Ausstellerländer waren neben Deutschland: Österreich, Niederlande, Schweiz, Polen, Großbritannien und Nordirland, Frankreich, Rumänien, USA, Tschechien und Luxemburg.
Quelle und Bilder: Messe München GmbH / Messe Expo Real