Die Baukonjunktur fuhr dieses Jahr ein wenig Achterbahn. Zumindest hat man den Eindruck, wenn man die Schlagzeilen und die Statistik betrachtet.
„Die Baukonjunktur brummt“, „Die Baukonjunktur geht zurück“, „Geringerer Anstieg bei Bauaufträgen“, „Baukonjunktur weiter auf hohem Niveau“, etc.
Die aktuellen Ergebnisse legen nahe, dass im Moment noch immer viel los ist am „Bau“, weniger geworden sind jedoch die Baugenehmigungen. Die Interpretation daraus ist, dass möglicherweise nächstes Jahr weniger gebaut wird.
Die Bevölkerungszahl geht zurück – und wir brauchen mehr Wohnungen
Was wird gebaut? Wir haben das Bauhauptgewerbe, generell die Bauwirtschaft, wir haben Zahlen für den Wohnungsbau, den Nichtwohnungsbau, den Straßen-, Brücken- und Tiefbau, etc. Und wir hören die Klagen, es fehle an Bauland und wir bräuchten noch immer viele Hunderttausend Wohnungen – trotz demografischem Rückgang. Warum? Wir haben Zuzug von außen, innerdeutsche Wanderungsbewegungen in einzelne Regionen und Großstädte und Wegwanderbewegungen aus ganzen Landstrichen. Also: Statistik ist nicht alles.
Reden wir über Brücken
Nehmen wir das Thema Brückenbau. Dass viele Brücken sanierungsbedürftig sind, dürfte klar sein, wenn man davon ausgeht, dass ein Großteil der Brücken in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Das ist nun rund 70 Jahre her. Brücken wurden seither immer mal wieder saniert oder neu gebaut. Vielleicht nicht in ausreichendem Maße. Auch Brücken altern. Zudem hat der Verkehr generell und vor allem der Schwerlastverkehr zugenommen und die Brücken werden heute stärker beansprucht als dies vor 50 Jahren der Fall war.
Seit dem Unglück in Genua ist das Thema Brücken wieder stark in den Fokus gerückt. Wir diskutieren jedoch nicht erst seit Genua über Brücken. Wenn Sie in den vergangenen Monaten mit dem Auto unterwegs waren, dann sind Ihnen sicher die vielen Staus und Baustellen aufgefallen. Ich persönlich hatte den Eindruck, in NRW würden derzeit alle Brücken renoviert, saniert oder neu erstellt: In Bonn, in Köln, in Leverkusen, bei Dortmund und viele andere mehr. Und zwar sowohl innerstädtische, also kommunale Brücken, wie auch Brücken von Bundesfernstraßen, also bundesdeutsche Brückenprojekte.
Reden wir über die Bahn
Wenn Sie angesichts der Baustellen auf deutschen Straßen auf die Idee kommen, stattdessen mit der Bahn zu fahren, sollten Sie auch hier etwas Pufferzeit einplanen. Warum? Weil auch die Bahnhöfe und verschiedene Bahnstrecken umgebaut werden. An der Baustelle im Bonner Bahnhof hängt seit etwa einem Jahr ein Schild „Wir modernisieren 150 Bahnhöfe in NRW bis 2023!“ Es kann also noch etwas dauern, bis die Bahn in NRW mit ihren Baustellen fertig ist.
Die Bahn baut auch in anderen Bundesländern. In der Tat hat es einen Großteil meiner Ziel- und Umsteigebahnhöfe erwischt: Bonn, Wuppertal, Dortmund, Duisburg, Hamm, Bielefeld, Kassel, Fulda, Mannheim, Stuttgart, Ulm, Lindau, München. Auf der Internetseite der Deutschen Bahn gibt es eine Rubrik „Baubedingte Fahrplanänderungen“ und eine Seite „Bauprojekte“. Und natürlich gibt es auch bei der Bahn reichlich Brücken: Siehe das „Brückenprogramm der Deutschen Bahn“!
In Deutschland wird also weiterhin gebaut. Die großen internationalen Handelskrisen wirken sich derzeit kaum auf das innerdeutsche Baugeschehen aus. Wer Informationen zur Baukonjunktur sucht, wird fündig unter:
Ifo-Institut, www.bauindustrie.de, www.zdb.de, www.wallstreet-online.de, www.handelsblatt.de, www.focus.de, www.spiegel.de, www.bahn.de, www.destatis.de, www.kfw.de.